Toni-Felix-Haus

Geladener Planungswettbewerb

 

Als ich das Haus zum ersten Mal besichtigt habe, war ich überrascht: das Haus war zwar sehr heruntergekommen, die Ausstattung aber zeugte von Qualität und dem Geschmack seiner Bewohner. Auch die Geschichten, die ich über den letzten Bewohner, Josef Anton Rufinatscha, den „Touni“, wie man ihn in Taufers nannte, hörte, haben mein Interesse geweckt. Warum vermacht ein Mensch, der sein Leben lang ein Außenseiter in dieser Dorfgemeinschaft war, der Gemeinde sein Haus?

Die erste, die mir Hinweise über die Siedlungsgeschichte des Straßendorfes und die Bedeutung von Baumeister Jakob Wittmer beim Wiederaufbau nach dem Dorfrand gegeben hat, war Karin Tschenett Kapeller, dafür möchte ich ihr danken!

Bald darauf habe ich den aus Taufers stammenden Historiker David Fliri in Wien getroffen. Bereits in seiner Jugend hat David Interviews mit Dorfbewohnern geführt, -unter anderem mit dem „Touni Felix“. Aus seinem Fundus hat David Fliri schließlich drei Beiträge für die Auslobung verfasst: über die „Siedlungs- und Häusergeschichte von Taufers im Münstertal“, über „Das Haus der Familie Rufinatscha Felix“ und über den „letzten Bewohner des Hauses: Josef Anton Rufinatscha (1934-2018), vulgo Touni Felix“.

Zur historischen Recherche kam eine Bauforschung von Martin Laimer. Das Haus lässt sich quellenmäßig erstmals in den Jahren 1694/1696 greifen und ist im Franziszeischen Kataster der 1850er Jahre an der Abzweigung der Unteren Gasse von der St. Johann Straße verzeichnet. Doch nach den beiden großen Dorfbränden im Jahr 1897 wurde die Behausung samt Stadel und Stall bis auf die Grundmauern zerstört. In der Folge haben erst Leonhard Schgör und danach Felix Rufinatscha Wohnhaus und Stadel wiederaufgebaut. Dementsprechend ist das Wohnhaus in den Historismus um 1897/98 zu datieren; ein Datum, das auch durch mündliche Überlieferungen, die David Fliri aufgezeichnet hat, belegt wird. Während in den Jahren 1997/98 auf Bauparzelle 113/2 an Stelle des Stadels ein Neubau mit Wohnhaus und Geschäftslokal errichtet wurde, ist das Wohnhaus bis heute kaum verändert worden.

Den letzten Baustein für die Definition der Wettbewerbsaufgabe verdanke ich dem Ensembleschutz Katalog meiner Kollegin Irmgard Mitterer. Das Toni-Felix-Haus liegt in der Ensembleschutzzone 01, die den Kern des Straßendorfes bildet. Die geschlossene städtebauliche Anlage kennzeichnet eine „trotz verheerender Brände vielfach heute noch klar ablesbare rätoromanische Bautypologie, vor allem die östlich der Straße verlaufenden Häuserzeilen zeigen Einflüsse aus dem ehemals churrätischen Kulturraum“.

Die an Stelle des Stadels errichtete Metzgerei wurde circa 10 Jahre vor der Ausweisung der schützenswerten Ensembles errichtet. Obwohl ihr Erhaltungszustand gut ist, bestehen Konflikte mit dem Ensembleschutz, wie etwa die im Eingangsbereich zurückversetzte Fassade. In diesem Sinne wurde die Wettbewerbsaufgabe definiert und ich freue mich, dass alle vier Teams, die sich letztlich am Wettbewerb beteiligt haben, den Hinweis aufgegriffen haben: bei allen Projekten wird das alte Toni-Felix-Haus erhalten, die neue Metzgerei hingegen abgebrochen.

Es bleibt die Frage, warum Toni Felix der Gemeinde sein Haus vermacht hat. Ich vermute, er wollte uns sagen: „Mir war diese Gemeinschaft wichtig, auch wenn’s vielleicht nicht immer danach ausgeschaut hat, aber das Leben in dieser Dorfgemeinschaft war eben mein Leben“.

Toni-Felix-Haus
Umbau der Zone „Metzgerei“ in Taufers im Münstertal
zum Zweck der Errichtung von geförderten Wohnungen

Auslober des Wettbewerbs: Gemeinde Taufers im Münstertal

Koordinatorin des Wettbewerbs: Susanne Waiz

Bauforschung: Martin Laimer

Archivrecherche: David Fliri

Auslobung im Mai 2021
Jury im Oktober 2021
Ausstellung im November 2021

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